Wer sich mit anderen über Bücher austauschen möchte, stößt schnell auf eine Vielfalt von Begriffen: Lesekreis, Literaturkreis, Lesegruppe, Buchclub, Buchklub, Literaturzirkel, Lesesalon – oder gleich das englische Book Club. Doch warum gibt es so viele verschiedene Bezeichnungen für im Kern doch ein ähnliches Format – eine Gruppe von Menschen, die regelmäßig Bücher liest und bespricht?
Die Klassiker: Lesekreis und Literaturkreis
Am weitesten verbreitet sind wohl die Begriffe Lesekreis und Literaturkreis. Sie klingen vertraut, fast schon ein wenig traditionsbewusst. Oft sind es eher Erwachsene, die ihre Runde so nennen. Der Begriff „Kreis“ betont die Gemeinschaft: Man trifft sich im privaten Rahmen, sitzt im Kreis, tauscht Gedanken aus – ein Bild, das seit Jahrzehnten mit Literaturgruppen verbunden ist.
Junge Dynamik: Buchclub und Buchklub
Gerade bei jungen Erwachsenen ist heute eher von einem Buchclub oder Buchklub die Rede. Das klingt lockerer, internationaler – und ist durch soziale Medien zusätzlich gestärkt worden. Plattformen wie Instagram oder TikTok haben diese Schlagworte populär gemacht, sei es als feste Gruppe oder als loses Online-Format, bei dem man gemeinsam liest und anschließend digital diskutiert.
Für Kinder und Jugendliche: Leseclub
Ein Leseclub hingegen wird oft im schulischen oder bibliothekarischen Kontext verwendet. Schulen, Bibliotheken oder die Stiftung organisieren solche Clubs für Kinder und Jugendliche, um Lesefreude zu fördern. Hier geht es nicht nur ums Diskutieren, sondern oft auch ums gemeinsame Entdecken von Geschichten, kreative Aktionen oder Spiele rund ums Buch.
Literarisch und gesellig: Zirkel und Salon
Etwas altmodischer, aber immer noch charmant sind Bezeichnungen wie Literaturzirkel oder Lesesalon. Sie wecken Assoziationen an literarische Salonkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, als sich Intellektuelle in privaten Räumen trafen, um über Kunst, Politik und Literatur zu debattieren. Wer seiner Gruppe einen Hauch von Tradition oder Eleganz verleihen möchte, liegt mit diesen Namen richtig.
Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Lesezirkel
Der Begriff Lesezirkel taucht im Zusammenhang mit Lesegruppen eher selten auf – und das hat einen Grund. Denn ein Lesezirkel bezeichnet traditionell nicht eine Gesprächsgruppe, sondern eine besondere Form des Abonnements, bei der eine Auswahl von Zeitschriften für einen bestimmten Zeitraum gemietet wird. Wer also von einem „Lesezirkel“ spricht, meint in der Regel den Service, Zeitschriften kostengünstig und zeitlich befristet ins Haus geliefert zu bekommen – nicht das gemeinsame Diskutieren von Romanen.
International inspiriert: Book Club
Auch im deutschsprachigen Raum hat sich mittlerweile die englische Bezeichnung Book Club etabliert. Meist wird sie gewählt, wenn in der Gruppe tatsächlich englischsprachige Literatur gelesen wird oder wenn die Gruppe ein modernes, internationales Flair ausstrahlen möchte. Der Begriff klingt global, weltoffen – und passt besonders zu urbanen, jüngeren Gruppen.
Kreative Namensideen: Von „Denkanstöße“ bis „Zwischen den Zeilen“
Neben den klassischen Bezeichnungen gibt es auch viele Gruppen, die ganz eigene Namen erfinden – oft mit einem Augenzwinkern oder einem besonderen Bezug zu den Mitgliedern. Beispiele dafür sind beispielsweise Denkanstöße, Lesegenuss, Buchgeflüster, Seitenweise, Kapitel für Kapitel, Zwei Seiten oder Zwischen den Zeilen.
Solche Namen verleihen einer privaten Gruppe Individualität und spiegeln oft die Stimmung wider, die man beim gemeinsamen Lesen schaffen möchte.
Öffentlich organisierte Gruppen hingegen greifen meist auf sachlichere Namen zurück, die den Ort oder Träger nennen – etwa Lesekreis der Evangelischen Kirchengemeinde XY, Literaturkreis der Stadtbibliothek oder Buchclub der Buchhandlung Z. So wird für Interessierte sofort klar, wo und unter wessen Dach die Treffen stattfinden.
Fazit: Der Name macht den Unterschied – oder auch nicht
Ob Lesekreis, Buchclub oder Literaturzirkel – im Kern geht es immer um das Gleiche: Menschen kommen zusammen, um ihre Begeisterung für Bücher zu teilen. Der Name spiegelt oft die Zielgruppe, die Stimmung oder die Tradition wider, die eine Gruppe pflegen möchte.
Und vielleicht ist das auch das Schöne: Jede Gruppe darf selbst entscheiden, wie sie sich nennt – und macht dadurch ein Stück weit ihre eigene kleine Literaturgeschichte sichtbar.
